Der Kanaren-Holunder – selten vielseitig
Die Vegetation auf Gran Canaria ist einzigartig und verdankt ihre enorme Vielfalt den klimatisch ebenso vielseitigen Bedingungen der beliebten Urlaubsinsel.
Auch wenn es Ihnen als Urlauber auf den ersten Blick nicht auffallen mag und die überwältigende Artenvielfalt in all ihrer farbenfrohen Pracht unverletzbar scheint, ist das über Jahrtausende gewachsene Gleichgewicht sehr empfindlich.
Dort wo der Mensch sich niederlässt und seine Umwelt nutzbar macht, sei es durch deren Kultivierung, zum Zwecke der Landwirtschaft oder durch die unübersehbaren Begleiterscheinungen des Tourismus, wird empfindlichen Pflanzen nicht selten ihr angestammter und oft nicht einfach austauschbarer Lebensraum genommen.
Einige der Pflanzen, die auf Gran Canaria gedeihen, sind tatsächlich einzigartig. Als sogenannte Endemiten wachsen sie nur auf Gran Canaria, höchstens noch auf einigen der anderen Kanarischen Inseln. Nicht immer handelt es sich hierbei um völlig eigenständige Arten, sondern um Varianten einer auch an anderen Orten vertretenen Gattung.
Eine der seltensten Pflanzen, die nur noch in Gestalt einzelner Exemplare auf Gran Canaria zu finden ist, ist der endemische Kanaren-Holunder (sambucus palmensis).
Holunder ist auch bei uns in Deutschland eine bekannte und weit verbreitete Pflanze, die man auch als Schwarzer Holunder (sambucus nigra), als Holder, Holler oder auch als Schwarzer Flieder kennt und wegen der vielseitigen Verwendungszwecke sowohl seiner Beeren als auch seiner Blüten schätzt.
Auch als Heilpflanze konnte der Holunder sich einen Namen machen. Tee aus seiner Blüte wird für Schwitzkuren gegen Fieber und Erkältungskrankheiten eingesetzt. Die Beeren können zu Saft, Marmelade und Mus verarbeitet werden und sind reich an Vitamin C. Die Beeren und in noch stärkerem Maße Blätter und Rinde wirken abführend.
Bei der Verwendung ist jedoch darauf zu achten, dass alle Pflanzenbestandteile, so auch die Beeren, in unverarbeitetem Zustand leicht giftig sind.
Auf Gran Canaria wächst der Holunder im Ökosystem Lorbeerwald. Er wächst als Strauch, der jedoch auch auf Baumgröße heranwachsen kann. An leicht behaarten Zweigen und Stielen wachsen eiförmige Blätter mit gezahntem Rand.
Der Holunder ist ein Flachwurzler. Es ist deshalb anzunehmen, dass der in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gesunkene Grundwasserspiegel auf Gran Canaria maßgeblich dazu beigetragen hat, dass heute nur noch einige wenige Exemplare anzutreffen sind.
Heute wird von verschiedenen Nationalparks aktiv versucht, den Kanaren-Holunder zu erhalten und zu rekultivieren.
Wir wissen nicht, ob Sie bei einer Wanderung das Glück haben, tatsächlich dem Kanaren-Holunder zu begegnen, die einzigartige Inselvegetation ist aber auf jeden Fall eine Reise wert.