Bräuche & Traditionen auf Gran Canaria
Als drittgrößte Insel der Kanaren steht Gran Canaria ihren Schwestern Teneriffa und Fuerteventura im Reichtum an althergebrachten Traditionen und Bräuchen in nichts nach. Was für die Bewohner der Insel zum Teil seit Jahrhunderten zur liebevoll gepflegten und Identität stiftenden Abwechslung zum Arbeitsalltag zählt, übt in seiner Fremdartigkeit gerade auf Besucher einen besonderen Reiz aus. Die bunten und vielseitigen Bräuche und Traditionen sollten deshalb unbedingt mit in Ihre individuelle Urlaubsplanung einbezogen werden.
Geschichte und Kultur in Stadt und Land – Fiesta auf Gran Canaria
Die wunderschöne Landschaft, eine abwechslungsreiche Vegetation und das über das gesamte Jahr hinweg angenehme Klima sind die Hauptgründe, für das große Interesse vieler Urlauber an der schönen Insel Gran Canaria. Doch die kanarische Insel hat noch viel mehr zu bieten, vor allen Dingen die Menschen, die hier zum großen Teil schon seit Generationen leben und Gran Canaria zu dem bunten und fröhlichen Fleckchen Erde machen, als den es Besucher sofort kennen und lieben lernen. Besonders ihre Freude am Feiern zeichnet die Canarios aus. Gelegenheiten dazu, finden sie über das Jahr verteilt immer wieder und sie präsentieren sich und ihre vielfältige Kultur und Tradition gerne auch Besuchern der Insel, die gewohnt herzlich eingeladen sind, mitzufeiern. Wer Gran Canaria besucht, sollte deshalb unbedingt jede Gelegenheit nutzen, sich im Trubel einer der zahlreichen Fiestas sprichwörtlich unters Volk zu mischen.
Ihre Wurzeln haben die meisten der bunt gefeierten Bräuche und Traditionen auf Gran Canaria im späten 15. Jahrhundert, der Zeit der spanischen Eroberung. Ihr verdankt die Insel auch die Vielzahl christlicher Sitten und Gebräuche. Es finden sich aber auch Traditionen, die aus der Zeit vor der Eroberung stammen, wie zum Beispiel der überaus beliebte Kanarische Ringkampf, der Lucha Canaria, dessen Ursprung auf die Ureinwohner Gran Canarias, die Guanchen zurückgeht und der bis heute, in rund 100 Vereinen auf allen Kanarischen Inseln, unter großem öffentlichen Interesse betrieben wird.
Wenn Sie sich einen tiefer gehenden Eindruck von der wechselvollen Geschichte Gran Canarias verschaffen wollen, empfehlen wir Ihnen einen Besuch in einem der zahlreichen Museen der Insel. Grade an einem der zugegeben wenigen Tage mit schlechterem Wetter bieten diese Museen einen umfassenden Überblick über die Ursprünge des modernen Gran Canaria:
- Das Museo y Parque Aqueológico Cueva Pintada bietet Einblicke in das Leben der Ureinwohner. Im Zentrum steht dabei eine 1872 nahe dem Ort Galdar entdeckte Höhle, mit als Cueva Pintada bezeichneten, außergewöhnlichen Zeichnungen an ihren Wänden sowie eine freigelegte Siedlung in ihrem Umfeld.
Ausführliche Info zum Parque Aqueologico finden Sie hier - Das Museo de Historia de Agüimes findet sich in einem ehemaligen Bischofspalast und demonstriert, exemplarisch an 500 Jahren Geschichte der Stadt Agüimes, die Entwicklung der Insel seit der spanischen Eroberung.
- Das Museo de Guayadeque (Centro de Interpretación Arqueológica) befasst sich ebenfalls mit den archäologischen Erkenntnissen über die Ureinwohner Gran Canarias.
- Das Museum Casa de Colón widmet sich dem historisch zumindest umstrittenen Aufenthalt Christof Columbus auf Gran Canaria und der Geschichte der spanischen Eroberung. Mehr zum Casa Colon können Sie hier nachlesen...
Bunt, heiß und temperamentvoll – Karneval auf Gran Canaria
Wenn wir vom internationalen Karneval hören, denken die meisten von uns sicherlich an Rio oder in nationaler Verbundenheit an Köln und Mainz aber auch auf Gran Canaria genießt das Fest große Beliebtheit und wird in großer Farbenpracht gefeiert.
Dabei unterscheidet sich El Carneval de Gran Canaria vom Karneval in anderen Ländern vor allen Dingen dadurch, dass er sich nicht auf wenige Tage beschränkt, sondern zwischen Januar und Februar individuell von einzelnen Städten und Gemeinden der Insel ausgerichtet wird. So hat die Karnevalszeit auf Gran Canaria in der Vergangenheit vereinzelt bis zu zwei Monate angedauert. Besonderer Beliebtheit erfreut sich hierbei der Karneval in Las Palmas.
Bei den verbenas del mogollón, den Straßenfesten zum Karneval in Las Palmas, bevölkern tausende von Einheimischen, in Kostümen und traditionellen Trachten tanzend und musizierend, die Straßen der größten Stadt der Kanarischen Inseln. Neben klassischen Festumzügen werden die Feierlichkeiten von einem vielseitigen Angebot an Kunsthandwerk und natürlich Speisen und Getränken begleitet.
Besonderes Interesse wecken jedes Jahr Las murgas en los carnevales de Canarias. Als murgas werden hierbei Musikgruppen bezeichnet, die mit ihren Liedern – häufig umgedichteten, bekannten Musikstücken – auf lokale, politische Missstände aufmerksam machen.
Besonders glamourös ist die jährliche Wahl des Karnevalskönigs und der anschließende Umzug durch Las Palmas, die sogar vom Fernsehen übertragen werden.
Pilgern und Feiern – Feiertage auf Gran Canaria
Seit der spanischen Eroberung ist Gran Canaria christlich geprägt. Wenn Sie also überlegen, der kalten Jahreszeit in Deutschland über die Feiertage zu entfliehen, den Jahreswechsel in der Ferne verbringen möchten oder auf heimisches Ostereiersuchen verzichten möchten, ist Gran Canaria nicht nur aus klimatischen Gründen eine attraktive Alternative. Auch auf Gran Canaria werden die bei uns bekannten Feierlichkeiten zelebriert, dabei unterscheiden sich Bräuche und Traditionen jedoch auch hierbei deutlich von dem, was Sie vielleicht gewohnt sind.
▶ Weihnachten auf Gran Canaria
Besonders Kinder müssen auf Gran Canaria in der Weihnachtszeit sehr stark sein: wer hofft, hier am 24. Dezember mit Geschenken überhäuft zu werden, wird eine Enttäuschung erleben. Zwar wird in La Nochebuena wie bei uns die Geburt Christi gefeiert, der Höhepunkt ist hierbei jedoch nicht die klassische Bescherung, sondern der mitternächtliche Kirchgang zur Misa de Gallo. Ihren Namen verdankt die „Messe des Hahns“ der Überlieferung vom Hahn als erstem Zeugen der Geburt Jesu.
Der 25. Dezember ist der Höhepunkt des Weihnachtsfestes aus familiärer Sicht. Beim Comida de Navidad, kommen alle Familienmitglieder der Canarios, auch jene, die Grand Canaria verlassen haben, zum traditionellen Familienessen zusammen.
Der 26. Dezember, bei uns der nicht weniger feierlich begangene zweite Weihnachtsfeiertag, ist auf Grand Canaria ein normaler Arbeitstag.
▶ Silvester auf Gran Canaria
Natürlich wird auch der Jahreswechsel auf der Kanareninsel gefeiert. Dabei erfreut sich eine besondere Tradition großer Beliebtheit:
Während bei uns um Mitternacht das neue Jahr mit Sekt, Umarmungen und guten Wünschen begangen wird, läuten auf Gran Canaria 12 Glockenschläge den Jahreswechsel ein. Bei jedem Glockenschlag wird traditionell eine von 12 Weintrauben gegessen. Jede Traube steht für einen der 12 Monate des folgenden Jahres und soll Glück bringen.
▶ Die Heiligen drei Könige
Der 6. Januar, wenn bei uns der Gedanke an die vergangene Weihnacht bereits zu verblassen beginnt, markiert auf Gran Canaria den Höhepunkt der Weihnachtszeit.
Die Reiterumzüge der Fiestas de los Reyes, in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar, sind nicht nur bunt gefeierte Veranstaltungen in vielen Städten und Gemeinden, die Cabalgata de Reyes, die Ankunft der Heiligen drei Könige, wird auch begleitet von den gerade von Kindern lang ersehnten Geschenken.
▶ Ostern auf Gran Canaria
Der christlichen Tradition folgend, hat die semena santa, die heilige Woche, als die das Osterfest auf Gran Canaria bezeichnet wird, einen ganz besonderen Stellenwert für die Canarios und bietet auch Besuchern die Möglichkeit, tief in das traditionelle Leben auf der Insel einzutauchen.
Die Osterfeierlichkeiten beginnen mit Domingo Ramas, dem Palmsonntag und enden, anders als bei uns, mit dem Ostersonntag. In dieser Zeit finden zahlreiche traditionelle Prozessionen statt, in denen die Bevölkerung sich in traditioneller Kleidung auf den Straßen präsentieren.
Die Prozessionen beginnen am Palmsonntag mit La Burrita, dem Eselchen. Bei dieser wichtigen Prozession folgen die Gläubigen einer lebensgroßen Figur, die den Einzug Jesu, auf einem Esel, in die Stadt Jerusalem darstellt. Eukalyptuszweige sind hierbei Zeichen des Friedens und der Hoffnung. Sie werden bei der Prozession gesegnet und später zu Hause aufgehängt, um die Bewohner vor Krankheit und Unheil zu schützen.
Eine weitere bekannte Prozession ist El Cristo de Buen Fin, der Christus des guten Endes, am Gründonnerstag, dem Jueves Santo. Auch hier bilden das Zentrum der Pilgerschar zwei berühmte Statuen, nämlich die gleichnamige Christusstatue sowie die Marienstatue Virgen Dolorosa.
Gerade die christlichen Traditionen und Bräuche spielen für viele Canarios bis heute eine wichtige Rolle. Trotzdem müssen sie als Beobachter niemals befürchten, als störend empfunden zu werden. Im Gegenteil freuen sich die meisten Bewohner ausdrücklich, wenn auch Touristen ihr Interesse demonstrieren und wenn es zur Fiesta kommt, springt der Funke schnell auch über Sprachgrenzen hinweg über.