Die Guanchen – Ureinwohner Gran Canarias
Wer sich auch nur ein wenig mit der Geschichte Gran Canarias beschäftigt, wird früher oder später auch auf die Ureinwohner der Insel, die Guanchen, stoßen.
Als Besucher der Insel begegnen sie Ihnen auch ohne dass Sie es zwingend wissen: einige Bräuche, auf Gran Canaria beliebte traditionelle Sportarten und auch einige jährlich wiederkehrende Fiestas stehen in direkter Verbindung zu den ursprünglichsten Wurzeln der Inselbewohner.
Wer aber waren diese Ureinwohner, woher kamen sie wohin sind sie verschwunden und was zeichnete sie aus? In einem kleinen Ausflug in die Zeit weit vor der modernen Zivilisation, die auf Gran Canaria mit den Eroberungen Einzug hielt, wollen wir Ihnen einige dieser Fragen beantworten und ein Bild der Guanchen malen.
Urkanarier, Altkanarier, Guanchen, Canarios
Für die Benennung der Ureinwohner Gran Canarias bieten sich verschiedene Namen an. Dabei unterscheidet man vorrangig zwischen solchen Namen, welche die Einwohner der Kanarischen Inseln im Allgemeinen und solchen, welche die Ureinwohner der einzelnen Inseln beschreiben. Neben dem rein Formalen Begriff Urkanarier gehört der Name Guanchen eigentlich zur ersten Gruppe: er findet Verwendung für die Ureinwohner aller sieben Inseln.
Der Name Guanchen, eigentlich Guanchinet, hat seinen Ursprung dabei in der Sprache der Berber, einem Volk aus Nordafrika, dem Tamazight. Hier heißt Guan so viel wie "Mensch" und Chinet "Teneriffa". So erklärt sich, dass Guanchen eigentlich streng genommen die Ureinwohner Teneriffas benennt.
Die Altkanarier auf Lanzerote hingegen werden dort auch als Majos oder Mahos bezeichnet, auf Fuerteventura lebten die Majoreros, auf El Hierro die Bimbaches, auf La Palma die Auaritas, auf La Gomera die Gomeros und die Ureinwohner Gran Canarias nennt man eigentlich Canarios.
Trotzdem ist auf allen Inseln auch der Name Guanchen bekannt und gebräuchlich.
Herkunft der Guanchen
Die Forschung geht heute davon aus, dass die erste Besiedlung der Kanarischen Inseln bereits etwa 3000 v. Chr. begann. Als Herkunft wird heute Nordafrika angenommen. Bewohner der Sahara haben vermutlich mit frühzeitlichen Binsenbooten zu den Inseln übergesetzt. Aufgrund der geografischen Nähe ist also davon auszugehen, dass zuerst die Inseln Lanzarote und Fuerteventura besiedelt wurden.
Archäologische Funde und die bekannte Hellhäutigkeit der Guanchen weisen jedoch auch auf Zuwanderung aus Südwesteuropa hin.
Die Kultur der Guanchen
Ausgrabungen und historische Berichte früher Seefahrer zeichnen heute ein recht deutliches Bild der Guanchen und ihres Lebens. Die Ureinwohner entwickelten sich unabhängig voneinander auf allen kanarischen Inseln, da zwischen den Inseln kein Austausch stattfand, weil die Guanchen die Schifffahrt nicht beherrschten.
Die Ureinwohner Gran Canarias lebten von Ackerbau und Viehzucht und waren lediglich im Sinne der Verteidigung wehrhaft. Sie lebten in einer steinzeitlichen Kultur, die noch keine Metallverarbeitung kannten und nur einfache Methoden der Töpferei und der Verarbeitung von gegerbten Tierhäuten zu Schuhen und Kleidung nutzte.
Die Guanchen lebten vorwiegend in Berghöhlen, welche sie auch als Vorratslager nutzten. Es finden sich aber auch Nachweise für einfache Steinhütten mit Strohdächern.
Guanche war die Sprache aller Guanchen, auf allen Kanarischen Inseln. Unterschiede finden sich hier jedoch in einzelnen Mundarten. Dabei zeigen sich immer wieder deutliche Parallelen zur Sprache der Berber.
Bis heute finden sich Überbleibsel der ansonsten weitgehend vergessenen Sprache im Kanarischen Dialekt einer Abwandlung des Spanischen des Festlandes. Alleine auf La Gomera pflegt man heute aus Gründen der Kulturpflege die Pfeifsprache der Guanchen, El Silbo.
Die Guanchen lebten in Stämmen, die sich einem König, auf Gran Canaria dem guanarteme, unterordneten. Daneben gab es Häuptlinge (guaire), Richter (fayacán) und Priester (faycán). Die Guanchen pflegten eine hierarchische Aristokratie, bei der jedoch auch einfache Männer nach einer Prüfung in den Adelsstand erhoben werden konnten.
Der Glaube der Guanchen
Zumindest für Gran Canaria und Teneriffa geht die Forschung heute davon aus, dass die Guanchen eine eigene, Religion mit einzelnen Gottheiten pflegten. So finden sich auf Gran Canaria Gebetsstätten wie zum Beispiel Bentaiga sowie Nachweise für die Existenz von Tempeln (almogaren) und Klöstern (tamogantes).
Vergleichbar den alten Ägyptern betrieben auch die Guanchen das Ritual der Mumifizierung. Erhaltene Mumien können auch im Museo Canario in Las Palmas de Gran Canaria betrachtet werden.
Bevölkerungsgröße
Über die Zahl der Guanchen, die auf Gran Canaria und den anderen Kanarischen Inseln gelebt haben dürften, gibt es nur Schätzungen. Diese orientieren sich an Angaben der spanischen Eroberer.
Nach Teneriffa lebten auf Gran Canaria wohl die meisten Ureinwohner. Ihre Zahl wird auf 20.000 bis 30.000 geschätzt.
Die Guanchen auf Gran Canaria blieben nach der Eroberung durch die Spanier freie Menschen, soweit sie sich den auferlegten Friedensverträgen unterwarfen.
Da Gran Canaria nur mit einer sehr geringen Zahl von Eroberern besiedelt wurde, kam es nur langsam zu einer ethnischen Durchmischung. Es kann also davon ausgegangen werden, dass bis heute große Teile der Bevölkerung Gran Canarias in direkter Linie von den Guanchen abstammen.
Spuren der Guanchen
Auch auf Gran Canaria sind die sichtbaren Spuren der Guanchen unübersehbar. Neben traditionellen Sportarten und Exponaten in verschiedenen Museen ist auch ein Ausflug in die Vergangenheit möglich. So findet sich mit dem Barranco de Guayadeque ein noch heute bewohntes Höhlendorf, ein Siedlungsort der Guanchen. Die Cueva Cuatro Puertas ist eine Wohnhöhle an der Straße von Telde nach Ingenio und der Roque Bentaiga, ein vulkanischer Berg von rund 1.400 Metern Höhe, in der Nähe des Cruz de Tejeda, diente den Guanchen als rituelle, heilige Kult- und Opferstätte. Auf unserer Reiseführerseite können Sie mehr über die "Prähispanische Zeugnisse der Guanchen" nachlesen!
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